WiWo: 70 Prozent mehr Großinsolvenzen in der Immobilienbranche

Nach einer kurzen Atempause im Vorjahr nehmen die Großinsolvenzen im Immobilienbereich wieder deutlich zu.

In den ersten neun Monaten stieg die Zahl der Pleiten von 27 auf 46 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das entspricht einem Plus von 70 Prozent. Insgesamt mussten 23 Rohbauer und Projektierer einen Antrag stellen und damit sieben mehr als noch vor einem Jahr. Inzwischen greift die Krise auch auf den Ausbau und die nachgelagerten Gewerke über. In diesem Sektor stiegen die Insolvenzen um 109 Prozent, so eine Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg zu den Insolvenzen von Immobilienunternehmen mit einem Umsatz von mehr als 10 Mio. Euro.

„Diese Entwicklung ist besorgniserregend und wird sich bis weit ins Jahr 2026 fortsetzen“, prognostiziert Falkensteg-Partner und Real-Estate-Experte Christian Alpers. Viele Firmen haben in der Vergangenheit mit zu wenig Eigenkapital und variablen Zinssätzen gearbeitet, was nun in Kombination mit den hohen Baukosten zu erheblichen Liquiditätsproblemen und Unrentabilität der Projekte führt. Zudem haben sich die Banken weitgehend aus dem Markt zurückgezogen, sodass Anschlussfinanzierungen kaum möglich sind. Diese Unsicherheiten schrecken viele Investoren ab.

Christian Alpers schätzt die zukünftige Marktentwicklung pessimistisch ein. Er prognostiziert, dass eine Erholung erst dann eintreten wird, wenn sich Inflation und Zinsen normalisieren und die Banken wieder verstärkt Kredite vergeben. Allerdings warnt er auch: „Ein Zurück auf das Vor-Krisen-Niveau wird es aber auf lange Zeit nicht mehr geben“.

Besonders herausfordernd gestaltet sich die Lage im Büroimmobilienmarkt. Das veränderte Nutzerverhalten infolge der Pandemie hat zu erheblichen Leerständen geführt. Zudem werden Gebäude, die bestimmte Nachhaltigkeitsstandards nicht erfüllen, kaum vermietbar sein. Alpers betont, dass es dort, wo sich Investitionen in den Bestand nicht lohnen, zu stressed Assets kommen wird. Die Gebäude werden nicht mehr genutzt und haben letztendlich keinen Wert mehr. Abgesehen von sehr guten Lagen und gut ausgestatteten Gebäuden schauen Investoren zunehmend kritisch auf den Büromarkt.

Der Wohnungsbau leidet ebenfalls unter der Krise. In diesem Jahr mussten bereits sechs Fertighausanbieter Insolvenz anmelden. Eine Belebung des Marktes scheint nur durch staatliche Interventionen möglich zu sein. Alpers fordert günstige KfW-Darlehen, eine Neuausrichtung der Wohnungsbaupolitik und eine Senkung der Baukosten. Hier sei die öffentliche Hand gefordert, um Bauordnungen und DIN-Vorschriften zu entschlacken. „Der deutsche Perfektionismus treibt die Preise in die Höhe und macht den Wohnungsbau fast unbezahlbar“, so Immobilienexperte Christian Alpers.

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