dpa: Möbelbranche in der Krise: Umsatzeinbrüche und Insolvenzen
Die deutsche Möbelbranche durchlebt turbulente Zeiten.
Nach dem Boom während der Corona-Pandemie sieht sich die Industrie nun mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Das Jahr 2024 war für viele Unternehmen ein Schlag ins Kontor, mit Umsatzeinbrüchen und einer Welle von Insolvenzen. Falkensteg-Partner Sebastian Wilde sprach mit der dpa über die Branche und den Ausblick 2025. Den kompletten Artikel Kunden sparen - Krise der Möbelbranche verschärft lesen Sie in der Welt.
Dramatischer Umsatzrückgang
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Umsätze der deutschen Möbelhersteller sanken 2024 um 7,4% auf 16,4 Milliarden Euro. Auch der Handel blieb nicht verschont, mit Einbußen zwischen sechs und acht Prozent.
"Die gestiegenen Lebenshaltungskosten zwingen viele Haushalte dazu, ihre Ausgaben umzustrukturieren. Lebensmittel und Energie haben Vorrang, Möbelkäufe werden als weniger dringlich eingestuft", erklärt Sebastian Wilde, Handelsexperte von der Unternehmensberatung Falkensteg.
Insolvenzen auf Rekordhoch
Die angespannte Lage spiegelt sich auch in der Zahl der Insolvenzen wider. Laut einer Auswertung des Kreditversicherers Allianz Trade kletterten die Insolvenzen in der Branche 2024 mit mehr als 230 Fällen auf ein neues Zehn-Jahres-Hoch.
Die Insolvenzen in der Möbelindustrie sind 2024 im Vergleich zu anderen Branchen moderat um rund sechs Prozent bei den Großinsolvenzen (Umsatz größer 10 Mio. Euro) und um zehn Prozent über alle Umsatzklassen hinweg gestiegen. Allerdings bewegen sich die Insolvenzzahlen seit rund drei Jahren auf einem hohen Niveau.
Marktsättigung nach Corona
Das schwache Konsumklima, veränderte Prioritäten der Verbraucher und steigende Produktionskosten belasten die deutsche Möbelindustrie zunehmend. Hinzu kommt eine zunehmende Marktsättigung, die die Nachfrage zusätzlich dämpft. „Viele Haushalte haben bereits während der Pandemie in ihre Einrichtung investiert. Jetzt verschieben die Verbraucher ihre Ausgaben verstärkt in Reisen und Freizeitaktivitäten außerhalb des Hauses. Bei Neuanschaffungen herrscht deshalb eine große Zurückhaltung“, beobachtet Branchenexperte Wilde. Die eingebrochene Baukonjunktur und der stockende Wohnungsneubau wirken sich zusätzlich negativ auf die Möbelnachfrage aus. „Der Rückgang im Neubausektor trifft die Branche doppelt“, erläutert Wilde. „Einerseits fehlen die Neukunden, die ihre Wohnungen einrichten, andererseits steht bei Bestandsimmobilien oft die energetische Sanierung statt neuer Möbel im Vordergrund.“
Des Weiteren ist zu beobachten, dass trotz des geringen Absatzes die Lieferzeiten deutlich steigen. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe. Obwohl sich die Situation im Vergleich zu den Vorjahren verbessert hat, bestehen weiterhin Herausforderungen in den globalen Lieferketten und Engpässe bei Vormaterialien Zum anderen sind Produktionskapazitäten zurückgefahren worden und interne Produktionsabläufe teilweise gestört. „Die Unternehmen des produzierenden Gewerbes haben sehr viel von ihrer Effizienz vergangener Tage eingebüßt – das wird jetzt schleichend zum Problem“, erklärt Wilde.
Ausblick 2025
Die Aussichten für die Branche sind eher düster. Denn den Verbrauchern fehlt das Vertrauen in eine sichere Zukunft und die Sorge um die Arbeitsplatzsicherheit rückt immer mehr in den Vordergrund. Auch neue gezielte, politische Maßnahmen zur Förderung des Wohnungsbaus dürften erst zum Ende des Jahres bei den Verbrauchern ankommen. „Der Branche steht ein frostiger Sommer bevor. Die Insolvenzen in der Möbelindustrie dürften bis 2025 auf 20 Prozent steigen und bei den Restrukturierungsmaßnahmen wird es harte Einschnitte mit drastischem Personalabbau und Standortschließungen geben“, prognostiziert Sebastian Wilde.