Automobil Industrie: Insolvenzen bei Zulieferern; so gingen die Fälle aus

Die Insolvenzen bei den Automobilzulieferern mit einem Umsatz von mehr als 10 Mio. Euro hatten sich während des ersten Coronajahres von 28 (2019) auf 57 Anträge (2020) fast verdoppelt.

Traditionell erhalten jedoch viele Unternehmen eine zweite Chance. Das änderte sich auch in der Pandemie nicht: Nach rund einem Jahr wurden 36 Unternehmen verkauft und sechs Firmen sanierten sich über einen Insolvenzplan. So das Ergebnis einer Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg über die Verfahrensausgänge von Insolvenzen. Die Rettungsquote von rund 74 Prozent kann sich noch leicht erhöhen, da noch sechs Insolvenzverfahren offen sind.

„Im Automotivebereich überleben deutlich mehr Unternehmen eine Insolvenz wie im deutschen Branchendurchschnitt, der bei rund 61 Prozent liegt“, erklärt Studienautor und Falkensteg-Partner Johannes von Neumann-Cosel im Gespräch mit Svenja Gelowicz (Automobil Industrie). Insgesamt mussten im vergangenen Jahr in Deutschland 291 Großunternehmen einen Antrag stellen. 178 Großunternehmen wurden davon gerettet.

Insgesamt sei die Zuliefererbranche zwar deutlich besser durch die Krise gekommen, als Experten vermutet haben. „Aber es wurden auf viele Wunden Pflaster geklebt, statt die Ursache zu heilen“, sagt von Neumann-Cosel. Mit Pflaster meint er die Corona-Unterstützungsmaßnahmen, zu der auch die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht galt. „Die Unternehmen hatten in der Zeit keine Möglichkeit, sich neu aufzustellen, oder nutzten sie nicht. Jetzt spüren wir die Probleme geballt mit der Chipkrise.“

Distressed-M&A-Deals im Aufwind

Erster Rettungsanker bei den Zulieferern bleibt der Asset Deal. Corona hatte den M&A-Markt im vergangenen Jahr fast zum Erliegen gebracht. Viele Investoren scheuten wegen der Ansteckungsgefahr einen Vorort-Termin und Großprojekte wurden zurückgestellt. Lediglich die Notverkäufe und Verkäufe aus der Insolvenz, auch Distressed-Transaktion genannt, konnten einen Zuwachs verbuchen. So stieg die Zahl der verkauften insolventen Automotive-Unternehmen im Jahr 2020 gegenüber dem Vorjahr von 12 auf 36 – also eine Verdreifachung

Insolvenzplanlösung unverändert

Gleichgeblieben ist dagegen die Zahl der Sanierungen über einen Insolvenzplan. Der Plan zeigt auf, mit welchen Maßnahmen das Unternehmen erhalten und fortgeführt wird. Wesentlicher Bestandteil ist der Verzicht der Gläubiger auf einen Großteil ihrer Forderungen. Sechs Großunternehmen erreichten mit ihren Gläubigern diese Einigung. Im Jahr 2020 wurden die KSM Castings Group und Tadano Faun über einen Insolvenzplan saniert. Ein Jahr zuvor fanden ebenfalls sechs Firmen diese Sanierungslösung.

Sanierung dauert länger

Ein insolventes Automotive-Unternehmen wird nach rund 220 Tagen verkauft. Gegenüber dem deutschen Branchendurchschnitt dauert der Verkauf zwei Monate länger. Das liege an dem besonderen und hochprofessionellen Marktgefüge. Denn im Zug einer Insolvenz stützten Autobauer oder große Systemlieferanten die Wackelkandidaten: „Die Branche versucht, die Risiken von Verlagerungen in der Wertschöpfungskette zu reduzieren“, so Johannes von Neumann-Cosel. Der Insolvenzplan benötigt dagegen rund 244 Tage und damit eineinhalb Monate mehr, was aber dem Branchendurchschnitt von 240 Tagen entspricht.

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