Die Zahlungsfähigkeit weiter gewährleisten
Um ein Unternehmen am Laufen zu halten, muss es zahlungsfähig bleiben – auch nach einer Flutkatastrophe. Wenn Rechnungen nicht beglichen werden, kann das eine verschleppte Insolvenz nach sich ziehen. Somit muss auch das Rechnungswesen wieder schnell operativ arbeiten können.
Um weiter zahlungsfähig zu bleiben, können unter anderem neue Zahlungsziele mit Lieferanten vereinbart oder insgesamt die Geschäftsbedingungen optimiert werden. In diesem Fall ist die Kommunikation zu den Geschäftspartnern wichtig. Nur wenn diese mit ins Boot geholt werden, lassen sich Verträge neu verhandeln, Lieferungen von Substitutionsprodukten vereinbaren oder Alternativen finden. Falkensteg Partner Wolfram Lenzen zeigt die wesentlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Liquidität auf.
Kurz- und mittelfristige Liquiditätsplanung
Unternehmen sollten in den kommenden Monaten ihr Augenmerk auf eine kurz- und mittelfristige Unternehmensplanung richten. Dabei wird ausgehend von einer mittelfristigen GuV-, Bilanz- und Cashflow-Planung eine wöchentliche direkte Liquiditätsplanung abgeleitet. Daraus wird die Liquiditätssituation des Unternehmens und ein möglicherweise erforderlicher Kapitalbedarf ermittelt. Dabei sollten unterschiedliche Szenarien abgebildet werden, um die Sensitivität von unterschiedlich stark steigenden Auftragseingängen prüfen zu können. Ergibt sich aus der Planung ein Liquiditätsbedarf, muss die Deckung dieses Bedarfs im Rahmen einer Innenfinanzierung oder einer zusätzlichen Außenfinanzierung sichergestellt werden. Im Weiteren zeitlichen Verlauf sollte ein regelmäßiger Soll-/Ist-Vergleich mit neuem Forecast durchgeführt werden.
Einrichtung eines funktionsübergreifenden Steuerungsteams
Zunächst ist ein funktionsübergreifendes Steuerungsteam einzurichten, um ein Problembewusstsein unternehmensweit zu etablieren. Die Steuerung von Liquidität ist für Mitarbeiter der Finanzabteilung ein naheliegendes Aufgabenfeld. Bei Mitarbeitern aus dem Vertrieb oder der Produktion liegt der Fokus in der Regel auf anderen Sachverhalten. Da aber auch Entscheidungen in diesen Funktionsbereichen häufig Auswirkung auf die Liquidität haben, sollten Vertreter dieser Funktionsbereiche in das Steuerungsteam mit einbezogen werden.
Stärkung der Innenfinanzierung
Um die Liquiditätssituation im Unternehmen zu verbessern, bietet es sich in einem ersten Schritt an, die Möglichkeiten der Liquiditätsgenerierung im Unternehmen zu prüfen. Hierzu gehört insbesondere ein striktes Forderungsmanagement. Zu einer regelmäßigen Aufgabe des Finanzbereiches gehört es, die offenen Debitoren zu analysieren. Hierbei sollte der Frage nachgegangen werden, warum ein Kunde nicht fristgerecht bezahlt. Gibt es unter anderem Reklamationen oder Unstimmigkeiten in der Rechnung, so ist dies unmittelbar zu klären. Häufig bietet es sich an, das Debitorenmanagement nicht dem Vertrieb zu überlassen, da er in einem Interessenkonflikt steckt. Da der Vertriebsmitarbeiter auf ein gutes Verhältnis zum Kunden angewiesen ist, wird er möglicherweise nicht mit dem erforderlichen Nachdruck auf die Bezahlung der offenen Rechnungen hinwirken. Darüber hinaus ist zu prüfen, ob allzu großzügige Zahlungsziele bei den Kunden nicht angepasst werden können.
Auch bei den Verbindlichkeiten des Unternehmens gilt es zu prüfen, ob Zahlungsziele ausgereizt werden oder etwa Skonto-Zahlungsziele im Buchhaltungssystem hinterlegt sind. Im Falle eines Liquiditätsbedarfes gilt immer Liquidität vor Rentabilität. Häufig ist Mitarbeitern nicht bewusst, dass nicht Netto-Zahlungsziele im System hinterlegt sind, sondern Skonto-Zahlungsziele. Dies wirkt im Aufschwung unnötig liquiditätsbelastend. Des Weiteren können Zahlungsziele nachverhandelt werden.
Die dritte Möglichkeit der Liquiditätsgenerierung aus dem Unternehmen heraus ist die Analyse des Vorratsbestandes. Gibt es Vorräte, die nicht kurzfristig benötigt werden? Können Sicherheitsbestände reduziert werden? Sind diese Fragen mit Ja zu beantworten, kann auch aus solchen Beständen Liquidität generiert werden.
Prüfung der Außenfinanzierung
Zeichnet sich ab, dass der Liquiditätsbedarf höher ist, als er durch das Unternehmen selbst gedeckt werden kann, muss sich das Unternehmen frühzeitig mit der Aufnahme weiterer Finanzierungsmittel beschäftigen. Dies kann sowohl in Form von Eigenkapital als auch Fremdkapital erfolgen. Bei zusätzlichem Fremdkapital ist es ratsam, sehr frühzeitig mit den Banken oder anderen Kapitalgebern ins Gespräch zu kommen. Ein weiteres Instrument der Außenfinanzierung können auch Sale-und-lease-back-Geschäfte sein, bei denen beispielsweise die Betriebsimmobilie oder Anlagen veräußert und anschließend zurückgemietet wird. Im Rahmen der Außenfinanzierung stellen die Kapitalgeber in der aktuellen Zeit erhöhte Anforderungen an die Unternehmen. Entsprechende Gespräche sollten daher bestmöglich vorbereitet sein. Eine kurz- und mittelfristige Unternehmensplanung bildet auch hier die notwendige Basis.