Großbäckerei Kronenbrot mit FalkenSteg, Finkenhof und Brinkmann in der Eigenverwaltung


Die Traditionsbäckerei Kronenbrot durchläuft ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Am Freitag stellte die hinter dem rheinischen Familienunternehmen stehende Holding Kronenbrot Franz Mainz den Antrag beim zuständigen Amtsgericht Aachen. Rund 1.200 Mitarbeiter sind betroffen, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Kündigungen seien bei Kronenbrot keine geplant, man habe volle Auftragsbücher, so die Geschäftsführung, die im Zuge der Eigenverwaltung im Amt bleibt.

Die Geschicke der Bäckerei liegen in Händen einer versierten Rettungsmannschaft: In die Kronenbrot-Geschäftsführung rückte jetzt Tillmann Peeters als Generalbevollmächtiger, ein restrukturierungserfahrener Jurist, der das Unternehmen schon länger kennt. Er war einige Jahre bei Buchalik Brömmekamp tätig, bevor er sich 2012 der multidisziplinären Einheit Rödl & Partner anschloss. Diese muss seit Jahresbeginn auf ihn verzichten, denn Peeters gründete mit zwei weiteren Partnern die Restrukturierungsboutique FalkenSteg in Frankfurt.

Zur Sanierungsberatung bei Kronenbrot holte Peeters bereits Mitte April den erfahrenen Insolvenzrechtler Dr. Jan Plathner und die Wirtschaftsjuristin Charlotte Karow aus dem Frankfurter Büro von Brinkmann & Partner an Bord. Plathner ist vor allem als Insolvenzverwalter tätig und in dieser Rolle einer der erfolgreichsten der vergangenen Jahre. Er betreute als Sachwalter unter anderem den insolventen Maschinenbauer Rena, der schließlich an die Schweizer Beteiligungsgesellschaft Capvis verkauft wurde, sowie als Regelverwalter 2015 die Darmstädter Bäckereikette Jourdan.

Als Sanierungsberater wird außerdem Stephan Strumpf von Finkenhof aktiv. Peeters und Strumpf kennen sich unter anderem aus dem Insolvenzverfahren des Ex-Weltbild-Logistikdienstleisters Also, das beide 2015 im Rahmen einer Eigenverwaltung betreuten. Dort scheiterte der angestrebte Insolvenzplan an unüberbrückbaren Differenzen zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft Verdi.

Die arbeitsrechtliche Beratung der Kronenbrot-Geschäftsführung übernimmt Lars Hinkel von BBL Bernsau Brockdorff & Partner. Er gehörte einst zu dem Düsseldorfer Wellensiek-Team rund um den bekannten Insolvenzverwalter Andreas Pantlen, das Ende 2014 zu BBL wechselte. Seinerzeit hatten sie auch die strauchelnde Großbäckerei Sondermann betreut, die rund 1.000 Mitarbeiter hatte. Hinkel befindet sich bereits im Gespräch mit Vertretern der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).

Daneben bestellte das Amtsgericht Aachen Dr. Mark Boddenberg von der Kanzlei Dr. Ringstmeier & Kollegen als vorläufigen Sachwalter. Der Fachanwalt für Insolvenzrecht war unter anderem in dem Team von Dr. Andreas Ringstmeier, das 2014 die Sanierung der Warenhauskette Strauss Innovation begleitete. Des Weiteren hatte Boddenberg als Insolvenzverwalter beispielsweise schon den Industrieofenbauer Elino und den Dürener Papierhersteller Reflex unter seinen Fittichen. Nach Anzahl der Mitarbeiter ist die Kronenbrot-Insolvenz sein bislang größtes Verfahren.

Der Backwarenproduzent, der zuletzt rund 150 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete, begründete seine Liquiditätskrise unter anderem mit Preissteigerungen bei den Backzutaten. Mit seinen wirtschaftlichen Problemen steht Kronenbrot dabei nicht alleine: Auch die Großbäckerei Müller-Brot, die Backwarengruppe De Mäkelbörger, sowie Ankerbrot in Österreich gerieten in den vergangenen Jahren unter Druck.

Quelle: Juve