Lebensmittelzeitung: Pleitewelle erreicht die großen Unternehmen

Die Pleitewelle erreicht die großen Unternehmen. Nach einer Analyse der Insolvenzberatung Falkensteg für die Lebensmittelzeitung setzten die 190 großen und mittelgroßen Unternehmen – davon 14 aus der Konsumgüterbranche –, die zwischen Januar und September Insolvenz anmelden mussten, insgesamt 14,5 Mrd. Euro um. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahreszeitraum.

Damals erwirtschafteten die 164 insolventen Unternehmen zusammen rund 7 Mrd. Euro Jahresumsatz. Die Daten beziehen sich auf Firmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 10 Mio. Euro. Die Zahl der Insolvenzen in der Konsumgüterindustrie und dem Lebensmittelhandel ist dabei gestiegen – liegt aber unter dem Durchschnitt. Laut Falkensteg haben von Januar bis September dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 20,3
Prozent mehr Konsumgüterhersteller Insolvenz angemeldet und 16,7 Prozent mehr Lebensmitteleinzelhändler. Über alle Wirtschaftsbereiche hinweg stieg die Zahl der zahlungsunfähigen Unternehmen im dritten Quartal um 25,1 Prozent.

„Wir befinden uns in einer Phase der Stagnation, und die steigenden Insolvenzzahlen sind die natürliche Folge, die inzwischen viele Branchen erfasst hat“, sagt Falkensteg-Partner Sebastian Wilde. „Von einem Sturm sind wir aber weit entfernt.“ Er führt die steigende Zahl von Pleiten auch auf Nachholeffekte aus der Pandemie zurück. Betroffen seien oft Unternehmen, die schon vor Corona kein tragfähiges Geschäftsmodell hatten und nur durch Staatshilfen überleben konnten.

Dabei sinken die Chancen auf Rettung: 22 insolvente Unternehmen – und damit sieben Unternehmen weniger als im Vorquartal – fanden laut Analyse der Insolvenzberater im dritten Quartal 2023 über einen Asset Deal einen neuen Eigentümer. Die Insolvenzplanlösungen gingen von elf auf vier zurück. Insgesamt konnten in diesem Jahr bisher 106 Firmen aus der Insolvenz fortgeführt werden. Das sind 29 Unternehmen mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Bis Jahresende könnte die Marke von 260 Insolvenzen von Unternehmen mit mindestens 10 Mio. Euro Jahresumsatz erreicht werden, schätzt Wilde. In den vergangenen sieben Jahren gab es nur im Jahr 2020 mit insgesamt 292 Großinsolvenzen mehr Fälle. „Es ist davon auszugehen, dass sich der Anstieg noch eine Weile fortsetzen wird, um dann in eine Seitwärtsbewegung überzugehen.“

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