Maschinenmarkt: Vier Schritte für den Liquiditätsaufbau
Krisenzyklen werden immer kürzer und die Auswirkungen immer unterschiedlicher. So hat sich die Ausgangssituation für Unternehmen seit der Coronapandemie um 180 Grad gedreht. Damals gingen die Umsätze stark zurück, die mithilfe von Kurzarbeitergeld, Überbrückungshilfen und KfW-Kredite ausgeglichen bzw. abgemildert wurden.
„Jetzt müssen die Unternehmen explodierende Einsatzkosten kompensieren und gleichzeitig soll die Lieferfähigkeit auf dem gewohnt zuverlässigen Niveau gehalten werden“, so Sebastian Wilde, Partner bei Falkensteg, im Maschinenmarkt. Viele Unternehmer reagieren, indem sie Vorprodukte hamstern und an der Preisspirale drehen. „Das ist nicht immer der beste Weg“. Ferner bietet ein professionelles Liquiditätsmanagement nachhaltigeres Potenzial. Beim Einsatz sollten vier wesentliche Schritte beachtet werden. Den kompletten Artikel lesen Sie im Maschinenmarkt „Kleinere Maschinenbauer gehen reihenweise insolvent“ (Login erforderlich).
- Transparenz herstellen
Finanzverantwortliche sollten ihr Augenmerk auf eine kurz- und mittelfristige Unternehmensplanung richten. Welche liquiden Mittel sind verfügbar, welche Kreditlinien stehen zur Verfügung, wann kann mit Kundenzahlungen gerechnet werden und wann muss ich welche Lieferanten bezahlen? Sebastian Wilde geht noch einen Schritt weiter: „Corona und der Ukrainekrieg haben gezeigt, wie volatil sich die Märkte entwickeln. Deshalb müssen verschiedene Szenarien in der Planung berücksichtigt werden, von einer realistischen Abschätzung bis zur Worst-Case-Situation.“
- Einrichtung eines funktionsübergreifenden Steuerungsteams
Entscheidungen im Einkauf oder Vertrieb haben häufig Auswirkung auf die Liquidität. Deshalb sollten die Funktionsbereiche in ein Steuerungsteam einbezogen werden. Durch die gemeinsame Diskussion aller Fachabteilungen und das Abwägen zwischen Sicherheits- und Liquiditätsbedarf kann die beste Mischung für das Unternehmen gefunden werden. Zielsetzung ist die Sicherstellung der Lieferfähigkeit bei gleichzeitig möglichst niedriger Kapitalbindung.
- Aktives Working Capital Management
Um die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens zu erhalten, empfiehlt Wilde das Working Capital Management auszubauen und zu optimieren. Dazu gibt es viele Stellhebel. Hierzu gehört etwa ein striktes Forderungsmanagement bestehend aus Mahnwesen, direkten Kontakt mit dem Kunden und der Analyse, ob der Kunde zukünftig noch zahlungsfähig sein wird. Reklamationen oder Unstimmigkeiten bei der Rechnungslegung seien unmittelbar zu klären und nicht auf die lange Bank zu schieben. Ferner ist zu prüfen, ob großzügige Zahlungsziele bei den Kunden nicht angepasst oder sogar Kostensteigerungen durchgereicht werden können. Auch bei den Verbindlichkeiten des Unternehmens gibt es Potenzial, unter anderem die Zahlungsziele auszureizen oder nachzuverhandeln. Diese müssen aber sauber kommuniziert und anschließend dokumentiert werden.
- Weitere Finanzierungsquellen etablieren
Zeichnet sich ab, dass der Liquiditätsbedarf höher ist, als die im Unternehmen vorhandenen Finanzierungsquellen, ist es ratsam, sehr frühzeitig neue Finanzierungspartner zu finden. Dabei kommt auch das neue staatliche Hilfsprogramm UBR ins Spiel. „Diese Gelder sind keine geschenkten Zuschüsse, sondern Kredite mit tilgungsfreien Zeiten von meist zwei Jahren und anschließend einer Rückzahlung über sechs Jahre“, erklärt Wilde. Deshalb sind die zusätzlichen Kreditkosten in der mittel- und langfristigen Planung zu berücksichtigen, damit die Liquiditätsfalle nicht später durch Zins und Tilgung zuschnappt. Weitere Instrumente der Außenfinanzierung sind Factoring oder Sale-and-lease-back-Transaktionen.
„Alle Maßnahmen einzeln betrachtet sind kein Hexenwerk, allerdings muss eine sinnvolle und aufeinander abgestimmte Mischung erarbeitet werden. Der Vertrieb oder Einkauf sollte bei der Umsetzung mit unangenehmen Gesprächen mit den Geschäftspartnern rechnen und darauf vorbereitet sein“, erklärt Sebastian Wilde. Die Kommunikation erfordere sehr viel Fingerspitzengefühl und einen hohen persönlichen Einsatz der handelnden Personen. Wichtig sei aber im ersten Schritt, Gespräche mit den Stakeholdern des Unternehmens überhaupt zu führen.