Coronavirus Checkliste: Was der CFO jetzt wissen muss


Eine in der Schwere und Dauer nicht absehbare Rezession wird wohl die Folge der weltweiten COVID-19-Pandemie sein. Der Kernbereich der deutschen Industrie, die Automobilindustrie, beginnt ihre Werke europaweit zu schließen mit unabsehbaren Auswirkungen für die deutsche Zulieferindustrie. Aber auch Einzelhandel, Elektrotechnik, verarbeitendes Gewerbe und Reise- und Veranstaltungsunternehmen werden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nicht zu vergessen wird der komplette Bankensektor mit erheblichen Verwerfungen zu kämpfen haben. Weltweit legen Regierungen daher umfangreiche Hilfsprogramme auf.

Für die Unternehmen bedeutet dies, wenn noch nicht längst geschehen, ein konsequentes Risikomanagement aufzusetzen. Dieses Risikomanagement beinhaltet nicht nur das Management für Störungen in der Lieferkette, sondern auch die Bereiche Finanzierung und Restrukturierung sollten schnellstmöglich mit einbezogen werden.

Hilfspaket

Die Bundesregierung plant ein Maßnahmenpaket, welches vier Bausteine beinhaltet. Diese sind der erleichterte Zugang zu Kurzarbeitergeld, steuerliche Liquiditätshilfen, Maßnahmen zur Liquiditätsausstattung von Unternehmen sowie Maßnahmen auf europäischer Ebene insb. hinsichtlich der Bankenaufsicht. Neben diesem Maßnahmenpaket ist die zeitweise Aussetzung der Insolvenzantragspflicht geplant.

Konsequentes Risikomanagement durchführen

Die geplanten Maßnahmen erfordern eine zeitweise Veränderung der Regularien zur Kreditvergabe in Krisensituationen, um möglichst viele Unternehmen in kurzer Zeit zu erreichen. Nichts desto trotz, werden Mindestanforderungen zur Kreditvergabe veröffentlicht werden, die die Unternehmen mit der Beantragung erfüllen müssen. Um die Steuerung des Unternehmens bei diesen vielfältigen Aufgaben gewährleisten zu können, empfiehlt sich die Etablierung eines Risikomanagements. Mit unserer unten dargestellten Checkliste möchten wir insbesondere für den kaufmännischen Leiter oder CFO eine Hilfestellung und einen Denkanreiz bieten. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

CFO-Checkliste

I. Allgemeines Risikomanagement

Es empfiehlt sich die Einrichtung einer funktions- bzw. abteilungsübergreifenden Task-Force bestehend aus Geschäftsführung, kaufmännischer Leitung, Produktionsleitung, Einkaufsleitung und Vertriebsleitung sowie sonstigen relevanten Bereichen. Es sollte mindestens ein Jour-fix pro Woche als fester Regeltermin vorgesehen werden. Die Task-Force dient als Leitungs- und Koordinierungsstelle im Wesentlichen für die beiden folgenden Punkte:

  1. Leitung des unternehmensweiten Krisen- und Risikomanagements, d.h. Identifizierung, Bewertung und Management der bestandsgefährdenden Risiken für das Unternehmen
  2. Steuerung der Kommunikation intern wie extern (bspw. Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter, Banken und Warenkreditversicherer, Aufsichtsbehörden und sonstige Stakeholder des Unternehmens

II. Risikomanagement der Lieferketten (Lieferanten und Kunden)

Identifizierung von Störungen bzw. Unterbrechungen der Lieferketten in der Beschaffung:

  1. Kommunikation mit den Lieferanten
  2. Identifizierung von gefährdeten Zulieferern
  3. Ermittlung von kritischen Teilen
  4. Prüfung von Lagerbeständen
  5. Ermittlung der Störungsart (bspw. Herstellung von Zukaufteilen vs. Logistik)
  6. Ermittlung alternativer Transportwege bzw. -mittel, Ermittlung von alternativen Bezugsquellen
  7. Ermittlung von Substitutionsprodukten (bspw. auf Umarbeitung von vorhandenem Lagerbestand)
  8. Prüfung der vertraglichen Vereinbarung mit den Lieferanten, um Rechte und Pflichten zu ermitteln und die Folgen einer Vertragsverletzung bewerten und managen zu können

III. Finanzierung

  1. Abbildung aller bekannten Risiken in einer kurzfristigen Liquiditätsplanung
  2. Sicherstellung des Liquiditätsbedarfs, ggf. unter Nutzung der staatlichen Förderprogramme
  3. Analyse der staatlichen Förder- und Hilfsprogramme
  4. Abbildung der prognostizierten Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die kurz- und mittelfristige Ertragsplanung
  5. Prüfung und Überwachung von Verpflichtungen aus bestehenden Finanzierungsverträgen
    • Beachtung von ad-hoc-Mitteilungspflichten
    • Prüfung der Einhaltung von bestehenden Verpflichtungen und Garantien
    • Prüfung der Einhaltung der Financial Covenants und Ermittlung von Maßnahmen, um Covenants-Brüche zu vermeiden
    • Kommunikation mit den Eigen- und Fremdkapitalgebern

IV. Restrukturierung

  1. Überwachung der Insolvenzantragspflichten zur Vermeidung von Haftungsansprüchen gegenüber den Geschäftsführern und Vorständen
  2. Monitoring der ggf. zeitweise veränderten gesetzlichen Grundlagen
  3. Prüfung eines möglichen operativen Restrukturierungsbedarfs aufgrund einer möglicherweise andauernden Wirtschaftskrise
  4. Erstellung von Szenariorechnungen zur Ermittlung des benötigten Kapitalbedarfs
  5. Prüfung von Sanierungsoptionen, die über die Liquiditätshilfen des Staates hinaus gehen (außergerichtliche Sanierung vs. Eigenverwaltungs-/Insolvenzverfahren)

Gerne identifizieren wir mit Ihnen die geeigneten Maßnahmen im Risikomanagement und beraten Sie bei der Umsetzung. Nehmen Sie Kontakt mit uns auf unter Tel. +49 211 54 76 63 18 oder E-Mail: wolfram.lenzen@falkensteg.com